Das Schmerzempfinden der Garnelen und Krebse ist mit unserem nicht zu vergleichen, da Crustaceen kein Nervensystem wie Wirbeltiere besitzen. Stattdessen haben Sie ein Nervensystem (siehe auch hier), das entlang eines Nervenstrangs liegt, der vom Kopf bis in den Hinterleib, innen an der Körperunterseite verläuft und in jedem Körpersegment einen Nervenknoten aufweist. Diese Knoten steuern jeweils beispielsweise die Schreitbeine oder den Schwanzfächer und können auf unterschiedliche Reize reagieren. Wirbeltiere hingegen besitzen ein komplexeres Nervensystem und haben dabei für bestimmte Reize entsprechende Rezeptoren. Vom biologischen Standpunkt aus betrachtet besitzen wirbellose Tiere, wie jedes andere Lebewesen mechanische und chemische Rezeptoren auf deren Stimulierung sie reagieren. Daher liegt es nahe, auch den Garnelen eine eigene Funktion des Nervensystems für das Schmerzempfinden zuzuweisen. Unklar ist jedoch, ob die Tiere wirklich Schmerzen empfinden können, und wenn ja, wie intensiv.
Wissenschaftler unterschiedlicher Studien- richtungen diskutieren dieses Thema kontrovers. Viele Forscher gehen davon aus, dass Garnelen und Flusskrebse eine Art Schmerzempfinden haben, jedoch Schmerzen wahrscheinlich nicht so intensiv wie wir Menschen oder andere Wirbeltiere wahrnehmen können, während Gegner dieser Theorie ein Schmerzempfinden verneinen. Hierzu wurde eine interessante Beobachtung gemacht, die ein Schmerzempfinden bei Garnelen und Flusskrebse eher verneint: Es wurde bei Garnelen und Krebsen schon des Öfteren beobachtet, dass sich Tiere nach einer Fehlhäutung verkrüppelte Gliedmaßen, die sie behinderten, an den sogenannten Sollbruchstel-
len (Siehe auch Autotomie) selbst amputierten. Fehlende Gliedmaßen wachsen bei einer Häutung zwar wieder nach, doch warum sollten sich die Tiere Schmerzen bewusst selbst zufügen? Bei einer anderen Studie von 2007 der Queen's-Universität in Belfast wurden bei Garnelen die Fühler mit Essigsäure betupft, woraufhin die Garnelen längere Zeit den betroffenen Fühler zu putzen begannen. Diese Erkenntnis stößt in der Wissenschaft jedoch ebenfalls auf Widerspruch. Die Garnele könnte auch einfach versuchen, Fremdkörper von ihren Antennen zu entfernen, was mit einer Schmerzreaktion wenig zu tun hätte. Geht man jetzt davon aus, dass Garnelen keinerlei Schmerzen empfinden können, könnte man andererseits im Vergleich genauso argumentieren, Garnelen seien blind weil ihnen das optische System des Menschen fehle. Forscher, die nach Studien den Garnelen ein Schmerzempfinden anerkennen, gehen daher davon aus, dass durch Fehlen eines ausgeprägten Bewusstseins, welches nur höher entwickelte Säugetiere aufweisen, Schmerzen bei Crustaceen nicht vergleichbar mit denen von Wirbeltieren sind, sondern nur mehr der Hinweis auf ein Signal, auf das sie reagieren. Je stärker ein Nervensystem ausgeprägt ist, desto intensiver können Lebewesen zwischen verschiedenen Reizen unterscheiden und desto eher kann von echtem Schmerzempfinden gesprochen werden. In wie weit Garnelen nun wie Menschen oder Wirbeltiere Schmerzen empfinden können, werden auch intensive Forschungen nie genau hervorbringen, da die Tiere uns dies nich mitteilen können. Selbst wenn sie dies könnten, könnten sie uns ihren Schmerz letztendlich nicht nahe legen, da ihnen nicht bekannt ist, wie wir Menschen Schmerzen wahrnehmen.
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