Als weißliche Knoten, beulenartige Erhebungen oder ovale bis stäbchenförmige Zysten (Kap- seln) im äußeren Carapax beschreibt Dr. K. K. Vijayan die sogenannte Baumwollkrankheit in der Aquakultur.
Symptome
Oben beschriebene Symptome konnten bereits auch bei un- seren Garnelen in heimischen Aquarien an einigen Neocari- dina denticulata, der Nominatform der Red Cherry-Garnele, und Caridina cf. zhangjia- jiensis sp. White Pearl, der Weißperlgarnele, sowohl in der Muskulatur als auch bei Tiger- garnelen direkt im Darm beobachtet werden. Einzelne Sporen sind auch im Muskelgewebe zu finden, allerdings nicht in solchen Massen wie in den mit bloßem Augen sichtbaren, baum- wollartigen Zysten. Diese sichtbaren Sporozoen- zysten werden durch Hunderte von mikrosko- pischen Parasiten verursacht, in denen eine Spore neben der anderen sitzt, die aber nicht miteinander verbunden sind.
Entwicklungszyklus und Infektion
Sporozoa vermehrt sich durch Bildung von Sporen, die frei im Wasser schwim- men. Diese Einzeller können sich über eine Art
Rückstoß fortbewegen, indem sie Zellstoffe aus kleinen Poren aus- stoßen. Es gibt mehrere hundert Arten von Spo- rozoa und der genaue Entwicklungsablauf hängt von der jeweiligen Art ab. Innerhalb
ihrer Ent- wicklung wechseln sie zwischen geschlecht- licher und ungeschlechtlicher Vermehrung. Je nach Sporozoenart können ein oder mehrere Wirte, die sich auf unterschiedliche Weise infizieren
können, zur weiteren Entwicklung eine Rolle spielen. Häufig ist der weitere Entwick- lungszyklus mit einem Wirtswechsel verbunden. Garnelen zählen hierzu meist zu den Zwischen-
wirten. Die Infektion erfolgt durch Aufnah- me von bereits in- fiziertem Gewebe oder über sporulierte Oozysten die oral aufgenommen wer- den. Oozysten sind rundliche, mit einer resi- stenten Hülle ausgestatteten, ca. 9 x 14 μm große Dauerstadien, die mit dem Kot bereits infizierter Garnelen oder eines infizierten Fischs ausgeschieden werden. Nach der Ausscheidung ist die Oozyste jedoch noch nicht infektiös. Erst wenn die Oozyste sporuliert, das heißt die enthaltenen Sporozoiden freigegeben werden, sind diese infektiös. Eine Sporulation erfolgt nach Ausscheiden der Oozyste durch Umwelt-einflüsse wie Wärme und Feuchtigkeit innerhalb von einem bis zu vier Tagen, wobei je nach Sporulationstyp eine bestimmte Anzahl Sporo-zysten entsteht, die wiederum eine bestimmte Anzahl Sporozoiden (sporuliertes, infektiöses Stadiumder Oozysten) enthält. Die Sporozoiden sinken zu Boden und können durch eine Schmutz- und Schmierinfektion, beispielsweise über am Boden liegendes Futter, oral in einen neuen Wirt, in unserem Fall in die Garnele als Zwischenwirt fungierend, gelangen. Nach oraler Aufnahme einer sporulierten Oozystewerden die Sporozoiden im Darm freigesetzt. Zur Infektion führen schon etwa ein Dutzend Sporozoiden, die durch einen Stich durch die Darmwand in die Blut- oder Lymphbahn und durch diese in den ganzen Körper gelangen, wo sie sich Körper-zellen suchen, in denen sie sich vermehren. Dadurch entstehen lokale Schäden im Gewebe, bis das Immunsystem greift und sich wehrt. Die freigesetzten Sporozoiden ziehen sich in Zysten zurück, die sich dann sichtbar als weiße Knötchen in der Muskulatur, im Darm oder den inneren Organen bilden, in denen Tausende sich mit einer Art dickwandiger Kapsel und gehen in einen inaktiven Ruhezustand über. Solche Dauerstadien, die als Endosporen bezei- chnet werden, können in diesem Zustand meh- rere Jahre oder sogar Jahrzehnte verharren, oh- ne den Zwischenwirt zu schädigen, bevor sie aufgrund günstigerer Umweltbedingungen wie- der aktiv werden. Dies ist beispielsweise durch günstige Umweltfaktoren wie einer Schwächung des Immunsystems, durch Folgekrankheit einer bakteriellen Infektion oder anderen Faktoren wie schlechter Wasserqualität und dem damit ver- bundenen Stress möglich. Dadurch werden die Sporozoiden freigesetzt und können den Zwi- schenwirt letztendlich töten. Durch Kanniba- lismus und freigesetzte Sporozoiden im Wasser können sich weitere Garnelen infizieren und der
Kreislauf beginnt von vorn. Eine erfolgreiche medikamentöse Behandlung ist bisher nicht möglich, aber auch nicht nötig, da die Sterberate von infizierten Garnelen sehr niedrig ist. Der Befall macht die Tiere jedoch unverkäuflich, mit einer Ausnahme:
In Japan und verein- zelt auch in Deutsch- land werden Neocari- dina cf. dentiulata auch als so genannte Okayama Garnelen verkauft, bei denen es sich um nichts anderes als um Tiere mit einer Sporozoen-Infektion handelt. Kommen keine anderen sekundären, bakteriellen Infektionen hinzu, so kann eine Garnele mit den Dauerstadien der Sporozoen in ihrem Körper noch lange leben.
Behandlung
Bisher sind nur wenige integrierte Bekämpfungs programme durchgeführt worden. Die ausgeschiedenen Oozysten besitzen eine sehr große Widerstandskraft. Problemlos überstehen sie verschiedene Umweltbedingungen wie Kälte (Minus-temperaturen) und Trockenperioden, auch starke chemische Mittel überleben die Oozysten problemlos. Jedoch vertragen sie keine Hitze, bereits bei 55 °C Wärme sind sie innerhalb von Sekunden abgestorben. Medikamentöse Versuche wurden bisher mit dem Medikament Toltrazuril von Baycox® durchgeführt. Dieses Atikokzidium bekämpft zwar nicht die Sporozoen selbst, jedoch wird die Ausscheidung von Oozysten fast vollständig unterdrückt und so eine weitere Verbreitung auf andere Garnelen innerhalb eines betroffenen Zuchtstamms verhindert. Um den Infektionsdruck gering zu halten, ist das Augenmerk auch auf die Beseitigung eventuell vorhandener Infektionsstadien zu richten. Versporte Oozysten besitzen unter günstigen Umweltbedingungen auch im Wasser eine lange Lebensdauer (Monate, evtl. Jahre). Sie sind in der Lage, auch unter nicht optimalen Bedingungen zu überleben. Eine gründliche Reinigung des Bodengrunds mit einer Mulmglocke sollte daher als selbstverständlich angesehen werden. Sichtbar erkrankte oder bereits infizierte Tiere sind aus dem Aquarium zu entfernen. Auch tote Tiere sollten schnellstmöglich aus dem Aquarium entfernt werden, um eine Infektion durch Kannibalismus (Fressen der Artgenossen) zu verhindern.
Übertragung von Garnele auf Fisch
Werden im Aquarium Fische und Garnelen zusammen gehalten, so ist auch eine Übertragung von ei- ner Garnele auf einen Fisch denkbar. Wenn ein Zwischenwirt, wie oben beschrieben un- sere infizierte Garne- le von einem Fisch als Nahrung aufge- nommen wird, werden die eingekapselten Sporen beim Verzehr mit aufgenommen und im Magen des Fischs wieder aktiviert und freigesetzt. Andere Fische können durch freischwebende sporolierte Oozysten mit Kiemen, Haut oder Flossen in Kontakt kommen. Die Sporen schleudern bei Kontakt mit Fischen einen sogenannten Polfaden aus. Der Polfaden verhakt sich im Fisch. Anschließend schlüpfen aus der Spore sogenannte Sporoblasten aus, die in das Fischgewebe eindringen. Entweder entwickeln sie sich an Ort und Stelle oder sie werden vom Blut weiter transportiert und entwickeln sich in den Organen weiter. Spo- rozoen mancher Arten benötigen wiederum be- stimmte Zwischenwirte wie unsere oben be- schriebene Garnele. Die Sporozoen werden dann von den Garnelen über die Ausschei-dungen der Fische aufgenommen und kapseln sich in ihr ein -der Kreislauf beginnt von Neuem.
Verwechslungsgefahr
Eine Garnele bei der Eiproduktion mit sichtbarem Laichansatz kann leicht mit einer durch Sporozoen infizierten Gar- nele verwechselt werden. Jedoch sind im Gegensatz zur gesunden Garnele, bei welcher der Laichansatz und die inneren Orga- ne deutlich abgegrenzt erscheinen, bei der mit Sporozoen infizierten Garnele die Organe befal- len und überwuchert.
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