Garnelen mit gelb-grünen Wucherungen im Bereich der Schwimmbeine und im Kopfbereich haben wir bereits 2005 auf unserer alten Crustakrankheiten.de Homepage im Februar 2006 in Aquaristik Magazin Aquaristik Live und später in meinen Büchern als Pilz beschrieben. Da sich Garnelen mit diesen Symptomen bei importierten Garnelen vermehrt gehäuft haben, war es für uns interessant solche Garnelen noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
So hatten wir Ende 2013 zahlreiche Garnelen mit diesen grün-gelben Geflechten von verschie- denen Aquarianern und Importstämmen gesam- melt und auch eigenen importierten Garnelen mit diesen Symptomen nochmals genauer untersucht. Zusätzlich ließen wir befallene Tiere auch von drei unabhängigen Leuten, davon zwei Doktoren untersuchen. Hier ebenso Garnelen mit den sichtbaren Symptomen mit den keulenartigen gelb-grünen Geflechten, als auch Garnelen aus dem selben Importstamm ohne sichtliche grüne Geflechte.
Bevor die Tiere von den anderen drei Untersuchern untersucht wurden, haben wir auch explizit auf Ellobiopsidae hingewiesen um eine Verwechslung auszuschließen, da Ellobiopsidae weder in der Humannoch in der Tierpathologie ein Standardparasit ist. Diese kommen nämlich extrem selten vor und haben eine große Ähnlichkeit mit Pilzen. Da Ellobiopsidae den Pilzen so sehr ähneln sind sich die Systematiker bislang auch gar nicht einig, ob dieser als eigene Lebensform gelten oder ob sie zu den Pilzen zu stellen sind. Bisher gilt Ellobiopsidae noch als eigene Lebensform. Um ein Verwechslung oder Nachweis also auszuschließen, sollte vor einer Untersuchung auf Ellobiopsidae hingewiesen werden.
Bei den von uns untersuchten Garnelen hat sich herausgestellt, dass es sich bei den gelb-grünen Anhängseln um eine sogenannte systema- tischen Mykose (Pilz) vermutlich der Gattung Saprolegnia caea oder Lagenidien handelt, die in allen inneren Organen der Garnelen wuchert - und das obwohl diese Tiere noch recht fit sind. Auch untersuchte Tiere die keine offensichtlichen sichtbaren Symptome aufwiesen, zeigten bei den Importtierten Garnelen ebenso einen Befall der inneren Organe und des Muskelgewebes.
Was ist eine systemische Mykose?
Von einer systemi- schen Mykose oder auch einer Endomy- kose, spricht man wenn der Erre- ger sich über die Hä- molymphe im gan- zen Körper verteilt. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden als Pilze (Mykosen) zwar nur die sichtbaren Fruchtkörper bezeichnet, jedoch ist der eigentliche echte Pilz das feine, meist unsichtbare Geflecht aus Hyphen im Gewebe eines Wirtes. Saprolegnia caea oder Lagenidien sind Algenpilze die zur Klasse Oomycota gehören und parasitieren auf geschwächten Tieren. Bei den Garnelen zeigen sich hier die symptomatischen gelb-grünen Wucherungen. Zur genauen Bestimmung der Zugehörigkeit der Algenpilze sind allerdings noch weitere eingehende Untersuchungen von Nöten.
Infektion und Ausbreitung
Eine Infektion durch systemische Pilze kommt über die Darmwand und so über die Hämolymphe in den Körper zustande. Sicher hängt es
für die Garnele von der Befallsrate und ihrem Immunsystem ab, ob die Sporen in den Köper hineinwachsen oder nicht. Auch eine Infektion durch Verletzungen am Panzer ist möglich, aber nicht sehr
wahrscheinlich. Werden die Sporen nun mit der Nahrung aufgenommen gelangen diese in den Darm und von dort aus über die Darmwand in die Hämolymphe in den Körper. So können die Sporen die innere
Organe oder den ganzen Körper befallen und setzen sich dort fest. Hier muss es nun nicht zum Ausbruch einer Pilzinfektion kommen und es ist möglich, dass der betroffene Wirt sich während der
Infektion wehrt und somit das Immunsystem eine Ausbreitung und die zugehörigen Symptome verhindert. Jedoch kann es dann
durch Stress (z.B Transportstress oder durch falsche Wasserwerte) oder durch eine Schwächung anderer Faktoren (z.B durch eine vorrangegangene Krankheit)
zum Ausbruch der Pilzinfektion kommen. Ist die Garnele also nun durch genannte Situationen geschwächt, kann der Pilz Hyphen bilden. Diese Hyphen kön-
-nen unverzweigt oder verzweigt sein oder sich parallel aneinanderlagern und breiten sich nach und nach immer mehr in den inneren Organen und dem Muskelgewebe aus. Diese inneren unsichtbaren Hyphen, (Substrathyphen) also der eigentliche Pilz, dient zur Nährstoffaufnahme.
Symptome
Vom befall des Zeit- punktes über die Aus- breitung in den Orga- nen bis hin zu den sichtlich erkennbaren gelb-grünen Zoospo-rangien, vergeht ein langer Zeitraum von Wochen bis über mehrere Monate. Ein chronischer Verlauf mit geringen Beschwerden ist möglich wobei die sichtbaren gelb-grünen Wucherungen nicht auftreten und so die Infektion unentdeckt bleibt. Im weiterem Verlauf der Infektion kann es auch zu einem massiven Befall der inneren Organen und/oder sogar zu einer Sepsis (Blutvergiftung) kommen. Sind im schlimmsten Fall die kompletten Organe und inneren Gewebe der Garnele mit den Substrathyphen überwuchert, bilden sich nach und nach die bekannten sichtbaren gelb-grünen keulenförmigen Wucherungen, meist unten an den Schwimmbeinpaaren. In manchen eher seltenen Fällen treten diese Wucherungen auch im Kopfbereich und ganz selten auf dem gesamten Hinterleib auf. Siehe Bilder ganz unten, unter diesem Beitrag.
Vermehrung
Die im rechten Bild sichtbaren gelb-grü- nen keulenförmigen Gebilde zeigen die sichtbaren Wuche- rungen der Garnele unter dem Mikroskop. Hierbei handelt es sich um die sichtbaren Hyphenenden der zur ernährungsdienenten Substrathypen, also die Enden der Hypen die sich in den Organen festsetzen und zur Nährstoffaufnahme dienen. Zur Fortpflanzung schwellen diese Hyphenen- den zu den, hier unter dem Mikroskop, grünen keulenförmigen Vermehrungsorganen (Zoospo-rangium) an und bilden Schwärmsporen (Zoosporen). Diese Sporen werden nach fertiger Entwicklung an das Wasser abgegeben um einen neuen Wirt zu finden. Einige Pilze benötigen einen Zwischenwirt um sich zu entwickeln und infektiös zu wirken. Ob dies bei dieser Art der Fall ist oder nicht, ist bisher nicht geklärt. Bisher trat dieser Pilz auch nur bei Importtieren auf und konnte bisher bei Nachzuchten nicht nachgewiesen werden. In wieweit der Pilz in unseren heimischen Aquarien überleben kann und wie infektiös er ist, konnte leider ebenfalls nicht geklärt werden. Eine Ansteckung von infizierten Garnelen auf Nachzuchten oder anderen Garnelen eines unabhängigen gesundes Stammes ist bisher nicht bekannt.
Behandlung
Es kommt aerschwerten hinzu, dass man eine systemische Pilzinfektion im Anfangsstadium nicht erkennt, da dies ohne Symptome schleichend beginnt und erst erkennt, wenn die Hyphenenden mit den gelb-grünen Zoosporangien gebildet werden. Sind diese bei Garnelen bereits sichtbar, ist das infizierte Tier nicht immer zu retten sofern wichtige Organe bereits befallen sind. Tiere mit diesen sichtbaren äußeren Wucherungen zeigen sich trotz der mit Substrathyphen durchwucherten Organen fit und agil und können unter günstigen Bedingungen solange keine Organe befallen sind lange leben.
Eine Behandlung von systematischen Mykosen ist mit Malaxchgitgrünoxalat (wie z.B in Esha Exit enthalten) im Zusammenspiel mit Dr. Shrimp Detox möglich. Hierzu einige Körner des Futtes mit Esha eintreufeln und trocknen lassen. Nach trocknen können die Körner verfüttert werden.
Stand Januar 2017
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Michael Wolfinger (Dienstag, 13 März 2018 23:31)
Hallo Nina,
es gibt nur eine Medikament von ESHA das Exit heißt. https://heimtier-land.de/tierapotheke/zierfisch-apotheke/parasiten/1633/esha-exit-20ml-1000-liter
Nina (Sonntag, 04 März 2018 16:15)
Hallo,
Welches Esha Exit sollte denn verwendet werden, gibt ja ein paar mehrere. Ansonsten ist der Artikel super, aber über die Behandlung hätte ich mir mehr Informationen gewünscht, z.B. wie lange verfüttern? wie oft? am besten in der Zeit nur das füttern? Und das wichtigste, welches Esha Exit produkt ist denn gemeint?
Vielen Dank
Patrick (Sonntag, 08 Mai 2016 22:55)
Sollte man ein einzelnes Tier definitiv separieren? Und selbst dann kann man eigentlich nur hoffen das der Rest nicht befallen ist oder lieg ich da falsch?
Anja (Dienstag, 08 März 2016 08:02)
Vielen Dank für den Bericht. Ich habe drei White Pearl mit diesem Pilz. Bei zweien trat es kurz nach ihrem Einzug bei mir auf. Die dritte ist noch ein Jungtier und wurde bei mir geboren. Der Pilz verbreitet sich meiner Meinung nach also auch übers Wasser bzw durch direkten Kontakt gesunder mit erkrankten Tieren. Eine Behandlung scheint schwierig bis unmöglich zu sein. Ich werde versuchen, mit einem stärkeren UV-Klärer die weitere Ausbreitung zu reduzieren.
Minerva (Freitag, 30 Oktober 2015 11:36)
Hallo,
wir haben eine Red Fire mit genau diesen gelben Fusseln an den Schwimmfüssen. Kurz nach dem Einsetzen (vor etwa 3 Wochen) sind uns diese Wucherungen aufgefallen. Nachdem wir vor einer Woche auf diese Seite gestossen sind und nach Rücksprache mit dem Händler haben wir das Tier separiert, haben aber bisher keine Behandlungsmethode getestet. Gibt es mittlerweile weitere Erkenntnisse zur Behandlung. In englischsprachigen Foren bin in immer wieder auf JBL Fungol Plus gestoßen, aber ob wirklich Erfolge verzeichnet werden konnten, ist unklar. An Sera mycopur haben wir uns noch nicht herangetraut, aufgrund des Kupfergehaltes. Gerne würden wir der Kleinen helfen, die soweit recht fit zu sein scheint. Vor allem möchten wir aber unsere restlichen Garnelen schützen/retten. Noch sind keine weiteren Wucherungen bei anderen Tieren aufgetreten, aber das scheint ja auch "nur" im Endstadium aufzutreten.
Vielleicht gibt es ja neue Erkenntnisse oder Erfahrungswerte.
Herzliche Grüße, Minerva
crustakrankheiten (Donnerstag, 02 April 2015 19:09)
Hallo Lena
Laut Sera ist mycopur für Garnelen wegen des - wenngleich niedrigen - Kupfergehalts nicht verträglich ist. Bei unserer Anwendung haben wir bei den Garnelen allerdings keine nagative Erfahrung gemacht. Wenn jamand andere Erfahrung bei Anwendung mit Gernelen gemacht hat bitte um Info.
Lena (Donnerstag, 02 April 2015 16:28)
Hallo,
Sera micopur hat laut Packungsbeilage 34,2 mg Kupfer (als Chlorid und Sulfat) pro 100 ml. Ob das wirklich die geeignete Garnelen-Medizin ist?
Oder hab ich was missverstanden? :)